Seit 40 Jahren reizt das Ungewisse im Rettungsdienst
DRK Kreisverband Verden ehrt Peter Rautenberg für 40-jähriges Dienstjubiläum
„Der Reiz meines Berufes im Rettungsdienst ist das absolut Ungewisse. Ich gehe morgens zur
Arbeit und niemand weiß, was mich dort erwartet. Sicher ist allein, dass ich Menschen helfe,
wenn sie in eine medizinische Notfallsituation kommen. Kein Dienst ist wie der andere. Die
Motivation, die ich daraus ziehe, lässt mich in meinem körperlich anstrengenden Beruf sogar mit
einer Knieprothese arbeiten.“, so Peter Rautenberg, Rettungsassistent im DRK Kreisverband
Verden.
Am 12. Juni 1955 in Dresden geboren, fand Peter Rautenberg seine Heimat in Baden im
Landkreis Verden. Am 19. Juni 1978 begann das Arbeitsverhältnis von Peter Rautenberg als
Ersthelfer im Rettungsdienst des DRK Kreisverbandes Verden. In seinen Anfängen saß er noch
alleine auf dem damaligen Rettungswagen. Bei einem schweren Verkehrsunfall kam ein Kollege
mit einem zweiten Fahrzeug zur Unterstützung dazu, wenn einer in der Nähe war. Erst 1980 gab
es eine einheitliche Ausbildung zum Rettungssanitäter, die Peter Rautenberg in der DRK
Rettungsschule in Goslar absolvierte. Später wurde ihm auf dieser Basis die Anerkennung zum
Rettungsassistenten verliehen. „Einen echten notfallmedizinischen Meilenstein für den
Landkreis Verden setzte der damalige Chefarzt der Anästhesie des Städtischen Klinikums
Achim, Dr. Walter Klein. Er bildete uns Rettungsdienstler am Klinikum in der Venenpunktion und
in der Sicherung der Atemwege mittels Intubation aus. Damit konnten wir den Notfallpatienten
äußerst effektiv helfen. Mit diesen Maßnahmen waren wir damals in der Notfallmedizin in ganz
Niedersachsen Vorreiter. Zudem waren diese Maßnahmen der Ursprung der Entwicklung in der
medizintechnischen Ausstattung der Rettungswagen. Damit verbunden, erhielten mobiles
Beatmungsgerät, EKG und Defibrillator im Rettungsdienst nachhaltig Einzug.“, so Peter
Rautenberg. Bis zum heutigen Tag arbeitet Peter Rautenberg auf den Rettungswachen in Achim
und in Ottersberg.
Zu so einem Anlass stellt sich die Frage nach dem einprägendsten Einsatz in 40 Jahren
Rettungsdienst von ganz allein. Nach kurzem Überlegen erzählt Peter Rautenberg, dass es sich
dabei für ihn um eine bewegende Geschichte handelt, die über viele Jahrzehnte bis heute
fortbesteht: „In den Achtzigern wurden wir zu einer Entbindung nach Uphusen gerufen. Die
Wehen der werdenden Mutter waren bereits so engmaschig, dass das Kind schließlich im
Rettungswagen geboren wurde. Die Geburt verlief komplikationslos. Mutter und Kind waren
wohlauf. Allein dieser Moment war ein sehr besonderer und erfüllte uns mit Stolz. Das Kind
wuchs anschließend in Uphusen auf, was man beim Vorbeifahren mit dem Rettungswagen gut
beobachten konnte. Mittlerweile ist das Kind ein Mann, hat selbst Kinder und wohnt immer noch
in Uphusen. Das Besondere ist, dass ich weiß, wer er ist, aber er nicht wüsste wer ich bin, wenn
er vor mir stehen würde. Es ist immer wieder ein bewegender Moment, dort vorbeizufahren. So
geht unsere Geschichte noch ein bisschen weiter.“.
„Es gab auch viele Situationen, in denen gelacht wurde, aber nie auf Kosten der Patienten,
sondern immer auf unsere eigenen. Wir haben mal einen Patienten auf richterlichen Beschluss
hin in eine Psychiatrie bringen müssen. Dort angekommen haben wir den aufnehmenden Arzt
gesucht. Dann kam auch jemand sehr nett auf uns zu und fragte in kompetenter
Entschlossenheit, was wir bringen und was vorliegt. In der Annahme, dass der Arzt vor uns steht,
haben wir eine professionelle Patientenübergabe formuliert und bemerkt, dass unser Patient von
5 Personen fixiert werden musste, um ihn überhaupt in den Rettungswagen zu bekommen.
Da fing der vermeintliche Arzt an zu lachen und sagte uns, dass man für ihn 7 Personen
gebraucht habe. Im selben Moment krümmte sich das Stationspersonal vor Lachen, weil wir die
Übergabe nicht mit einem Arzt gemacht haben, sondern mit einem Patienten der gerne Arzt
gespielt hat. Das sind dann Situationen, von denen tatsächlich alle etwas haben.“, so Peter
Rautenberg.
„Peter Rautenberg war der erste Mitarbeiter des Rettungsdienstes im DRK Kreisverband
Verden. Es ist unglaublich, mit welcher Energie und Motivation er nach so vielen Jahren
schwerer Arbeit noch dabei ist. Als er Anfang des Jahres eine Knieprothese bekam, war für ihn
schon vorher klar, dass er Mitte des Jahres nach harter Reha wiederkommt. Mittlerweile sitzt er
tatsächlich wieder topfit auf dem Rettungswagen. In dieser Hinsicht ist er eine
Ausnahmeerscheinung und ein großes Vorbild für alle Mitarbeiter im Rettungsdienst generell.“,
so Dirk Westermann, Geschäftsführer DRK Kreisverband Verden.
Die letzte Frage an den Jubilar galt seiner Zukunftsplanung: „Wenn ich im Frühjahr 2019 in
Rente gehe, widme ich mich verstärkt dem Angeln in Dänemark. An der dänischen Südsee steht
mein Wohnwagen. Mit meinem kleinen Motorboot fahre ich dann raus und genieße das Meer mit
all seinen Facetten. In Sachen Rettungsdienst habe ich mit dem Chef abgeklärt, dass ich
weiterhin im Rettungsdienst arbeiten darf. Das natürlich auf einer anderen vertraglichen Ebene
und nur, wenn ich Lust und Zeit habe. Es ist auch eine langsame Entwöhnung vom Reiz des
Ungewissen.“, so Peter Rautenberg abschließend.