Reform der Notfallversorgung
Volle Notaufnahmen, Personalmangel, steigende Einsatzzahlen und in der Folge lange Warte- und Transportzeiten – eine Reform der Notfallversorgung soll Abhilfe schaffen.
Der DRK-Landesverband Niedersachsen begrüßt die bereits im Koalitionsvertrag angelegte Initiative grundsätzlich, fordert aber auch einen ganzheitlicheren Ansatz. „Eine Reform der Notfallversorgung ist unerlässlich, um eine schnelle und effektive Versorgung von Patientinnen und Patienten zu gewährleisten. Jedoch muss der Rettungsdienst Teil der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr und damit weiterhin Aufgabe der Länder bleiben“, sagt Dr. Ralf Selbach, Vorstandsvorsitzender des DRK-Landesverbandes Niedersachsen.
Der Ruf nach einer Neuordnung der Notfallversorgung ist in den letzten Jahren immer lauter geworden. Damit die Reform ein Erfolg wird, braucht es aus Sicht des DRKs einen ganzheitlichen Ansatz, der die Patienten in den Mittelpunkt stellt und verschiedene Bereiche gemeinsam betrachtet. So sollte vor allen Dingen auch die Krankenhausreform stärker mitgedacht werden, da Notaufnahmen in Kliniken die zentrale Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung bilden. Rund 21 Millionen Menschen nehmen jährlich die medizinische Versorgung in einer Notaufnahme in Deutschland in Anspruch, davon sind rund die Hälfte ambulante Fälle.
Darüber hinaus fordert das DRK, dass der Rettungsdienst im gleichen Umfang wie bisher Aufgabe der Länder bleibt. „Der Rettungsdienst ist Bestandteil der Gefahrenabwehr und damit das Bindeglied zum Katastrophenschutz. Dies entspricht auch der europarechtlichen Einordnung des deutschen Rettungsdienstes. Die regionalen Versorgungsbedarfe sind auf Länderebene besser bekannt als auf Bundesebene, was eine flexiblere und schnellere Anpassung ermöglicht. Deshalb fordern wir ganz klar, dass der Rettungsdienst weiterhin Ländersache bleibt“, so Dr. Selbach.
Mit Blick auf steigende Einsatzzahlen fordert das DRK außerdem die Einführung eines „Vorbeugenden Rettungsdienstes”. So könnten beispielsweise Gemeindenotfallsanitäter im Zusammenspiel mit Pflegediensten und dem Einsatz von Telemedizin akuten Notfällen präventiv entgegenwirken. Zudem sei es wichtig, die Integrierten Leitstellen weiterzuentwickeln, so dass sie eine Steuerungsfunktion in der außerklinischen Notfallversorgung wahrnehmen können. Hierzu zählt insbesondere auch die Option, Patienten verbindlich an die kassenärztliche Versorgung zu sprechstundenfreien Zeiten vermitteln zu können. Dies ist nach Auffassung des DRK zwingend erforderlich, um mehr Patientinnen und Patienten in die für sie richtige Versorgungsstruktur zu lotsen. „Die Fallzahlen in Notaufnahmen und im Rettungsdienst steigen seit Jahren stetig. Dies allein durch eine Fehlsteuerung der Patienten zu erklären, ist aus unserer Sicht deutlich zu kurz gegriffen. Es bedarf einer umfassenden Optimierung der Versorgung und angepasster Strukturen. Nur so können wir eine Überlastung des Systems verhindern“, sagt Dr. Selbach.