DRK-Landesausschuss der Bereitschaften tagte in Verden
Lob für das Ehrenamt – Ausbau und bessere Finanzierung des Bevölkerungsschutzes gefordert
„Ehrenamt ist das Fundament einer funktionierenden, gemeinwohlorientierten Gesellschaft. Ohne seine tatkräftige Unterstützung wäre und ist die Bewältigung der aktuellen Krisen nicht möglich“, erklärte Hans Hartmann, Präsident des DRK-Landesverbandes Niedersachsen beim Landesausschuss der Bereitschaften des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), der am 6. und 7. April tagte. Rund 90 Vertreterinnen und Vertreter der ehrenamtlichen DRK-Bereitschaften aus ganz Niedersachsen kamen zum jährlichen Landesausschuss diesmal in den Niedersachsenhof nach Verden, um aktuelle Herausforderungen im Zivil- und Katastrophenschutz zu diskutieren. Teilgenommen haben vor allem die Kreisbereitschaftsleitungen aus den 44 DRK-Kreisverbänden im Bereich des DRK-Landesverbandes Niedersachsen.
In Bezug auf aktuelle Bedrohungslagen und zunehmende Umweltkatastrophen sagte Hartmann: „Der Bevölkerungsschutz muss dringend ausgebaut und die Finanzierung dauerhaft erhöht werden. Mit dem 40 Millionen Ad-hoc-Paket hat das Land Niedersachsen in den vergangenen drei Jahren einen ersten wichtigen Schritt gemacht. Jetzt gilt es, auch weiterhin Landesmittel für die bedarfsgerechte Finanzierung von Ausstattung und Ausbildung der Katastrophenschutzeinheiten zur Verfügung zu stellen.“ Außerdem betonte er, dass die sogenannten konsumtiven Kosten des Katastrophenschutzes zur Wartung, Unterbringung und Instandhaltung von Fahrzeugen und Material fast ausschließlich den Hilfsorganisationen auferlegt werden. „Hier ist eine deutlich spürbare Entlastung der Hilfsorganisationen durch die Katastrophenschutzbehörden überfällig!“ Tim Hallemann vom Niedersächsischen Innenministerium erklärte: „Die zahlreichen Herausforderungen der vergangenen Jahre, aber auch der Klimawandel und insbesondere die Zeitenwende in der europäischen Sicherheitslage untermauern, dass der Katastrophen- und Zivilschutz wieder mehr in den Fokus rücken müssen. Gleichzeitig muss sich auch das gemeinsame Verständnis aller Akteure im Katastrophenschutz, darüber was Katastrophenschutz ist und leisten können muss, hiernach ausrichten. Teilweise werden auch als Friedensdividende lange Zeit weniger relevant bewertete Fähigkeiten wieder Berücksichtigung finden müssen.“
Landrat Peter Bohlmann war ebenfalls zu Gast und forderte alle staatlichen Ebenen auf, gemeinsam und offensiv die Verbesserung der Selbsthilfefähigkeit in der Bevölkerung anzugehen. Der Präsident des DRK-Kreisverbandes Verden Jörg Bergmann sagte: „Ich freue mich, dass wir als DRK im Landkreis Verden Gastgeber dieser sehr wichtigen Veranstaltung sein durften. Wir haben regional und national in Sachen Katastrophen keinen temporären Trend, sondern eine eindeutige Entwicklung, die eine extreme Zunahme der Schadensereignisse und deren verheerende Ausmaße dokumentiert. Dieser Entwicklung müssen wir beim Thema Bevölkerungsschutz in jeglicher Hinsicht dringend folgen, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein. Das geht allein nur über Qualität und Quantität sowohl bei Unterkünften, Fahrzeugen, Equipment und Ausbildung. Dazu dürfen wir nicht vergessen, dass wir immer noch einem über Jahrzehnte politisch verursachten Investitionsstau hinterherlaufen. Selbstverständlich kostet das jetzt Geld. Geld, das zu 100 Prozent der Bevölkerung zu Gute kommt.“ Neben dem Ausbau des Bevölkerungsschutzes sowie der Helfergleichstellung ging es auf der zweitägigen Tagung auch um eine Nachbetrachtung des Hochwassereinsatzes sowie den Bereich der Psychosozialen Notfallversorgung. Im Rahmen der zivil-militärischen Zusammenarbeit sprach Oberleutnant Désirée Herzog vom Landeskommando Niedersachsen zu Auftrag, Struktur sowie der Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den Hilfsorganisationen. Von der DRK-Bundesbereitschaftsleitung berichtete Martin Bullermann und der DRK-Landesbeauftragte für den Katastrophenschutz Dr. Uwe Lühmann über die Arbeit der Katastrophenschutzbeauftragten in Niedersachsen. Auch Axel Wedler von IBM war zu Gast und informierte über die Initiative #positivarbeiten. Darüber hinaus gab es verschiedene Workshops zu spezifischen Bereitschaftsthemen u. a. auch über die Zusammenarbeit zwischen den Bereitschaften und dem Jugendrotkreuz.
Hintergrundinfo zur Arbeit der Bereitschaften
Nach einer für alle verpflichtenden Grundausbildung u. a. im Bereich des Sanitäts-, Betreuungs- und technischen Dienstes können sich die ehrenamtlichen Einsatzkräfte vertiefend weiterqualifizieren. Hierzu gehören spezielle Ausbildungen in den Bereichen Drohne, Bergwacht, Wasserwacht, Rettungshundearbeit, Information und Kommunikation, Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) sowie Aufgaben im Bereich der Führung, Leitung und Ausbildung von Einsatzkräften. Das Aufgabenfeld der Personenauskunft, das an den DRK-Suchdienst angegliedert war, wird mit dem Fokus auf die Personenauskunft bei (Inlands-) Katastrophen und Krisen ebenfalls in die Bereitschaftsarbeit eingegliedert. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung kommen die Ehrenamtlichen der Sanitätsgruppe dann beispielweise bei Veranstaltungen wie Fußballspielen oder Konzerten zum Einsatz. Aber auch zu einem Massenanfall von Verletzten und Kranken werden sie gerufen, um den Rettungsdienst zu unterstützen sowie bei Katastrophenfällen. Im Bereich Betreuung kümmern sich die Ehrenamtlichen beispielsweise mit Verpflegung um die Betroffenen von besonderen Ereignissen. Weiterhin errichten und betreiben sie Notunterkünfte für Geflüchtete und Vertriebene oder für Menschen, die aus anderen Gründen ihr Zuhause verlassen mussten, etwa wegen Hochwasser oder einer Bombenentschärfung. Auch die soziale Betreuung ist dabei ein wichtiges Aufgabenfeld.
Zahlen – Daten – Fakten
Der DRK-Landesverband Niedersachsen berät und unterstützt 44 Kreisverbände, die insgesamt 974 Ortsvereine zählen. Gut 208.000 Mitglieder unterstützen die Arbeit im Landesverband. Rund 20.400 Menschen engagieren sich ehrenamtlich für das Rote Kreuz in Niedersachsen, mit 7.000 in den Bereitschaften, die für den Katastrophenfall bereitstehen. Dazu zählen auch die Ehrenamtlichen der Rettungshundestaffeln, der Wasserwacht und Bergwacht. Zusätzlich engagieren sich rund 5.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Jugendrotkreuz. Bei dieser Anzahl an aktiven Mitgliedern gehört er zu den größten der 19 Landesverbände des Roten Kreuzes in Deutschland. Im hauptamtlichen Bereich ist das Rote Kreuz in Niedersachsen Arbeitgeber für fast 27.000 Menschen.