Badeunfälle steigen: Was ist zu tun?

Der DRK Kreisverband erwartet diesen Sommer weiter steigende Einsatzzahlen

Immer wieder ertrinken Menschen in Flüssen. Badeseen und Freibädern. Selbst geübte Schwimmer sind davor nicht gefeit. Auslöser können Erschöpfung oder auch Krämpfe sein. Doch was tun, wenn plötzlich jemand in Not gerät? Und wie geht die Hilfe an Land weiter? Die Wasserwacht des DRK Kreisverbandes Verden ist vorbereitet. Nach dem Super-Sommer 2018 und dem Trend, dass Menschen immer häufiger Gewässer in der Natur zum Abkühlen und zum Entspannen aufsuchen, sind auch die Einsatzzahlen der Wasserwacht stetig gestiegen. „Naturgewässer sind absolut in und werden zukünftig vermutlich noch viel stärker frequentiert werden. Das ergeht aus den Statistiken der letzten Jahre und wird bereits vom diesjährigen heißen Juni belegt. Diese Entwicklung hat auch Folgen für uns. Immer wieder ertrinken Menschen beim Schwimmen. Wadenkrämpfe, Herz-Kreislauf-Versagen, aber auch die oft unterschätzte Kraft des Wassers und der Strömung können hierfür Auslöser sein. Und nicht selten geschieht das Ertrinken völlig unbemerkt, am vollen Badestrand oder Fluss. Denn anders als in Filmen dargestellt, machen Ertrinkende oft nicht durch strampeln oder schreien auf sich aufmerksam, sondern gehen eher lautlos unter. Das Ertrinken hat in den meisten Fällen etwas mit körperlicher Erschöpfung zu tun. Gerade an Flüssen, Badeseen und Stränden, die nicht bewacht sind, ist die Gefahr groß. Kommt es zum Badeunfall, sind viele Menschen hilflos und wissen nicht, was zu tun ist.“, so Jörg Bergmann, Leiter Wasserwacht DRK Kreisverband Verden.

In Not geratene Schwimmer werden versuchen, den Kopf über Wasser zu halten und dabei ihre Arme seitlich auszustrecken. Dabei befindet sich der Mund nur kurz über der Wasseroberfläche, der Kopf taucht immer wieder ab. Wer einen in Not geratenen Menschen entdeckt, sollte sofort Hilfe rufen und sich genau merken, wo sich die Person befindet. Was kann getan werden, bevor die Wasserwacht am Einsatzort eintrifft? „Zunächst hat der Eigenschutz höchste Priorität. Es kommt nicht selten vor, dass es Menschen gut meinen und beim Helfen selbst untergehen oder runtergezogen werden. Wer sich zur Rettung entschließt, sollte einen schwimmfähigen Gegenstand mitnehmen. Sehr gut eignet sich zum Beispiel ein Surfbrett. Es kann auch einfach ein Ast sein. Dem Opfer sollte man niemals die Hand geben. Der Grund: Ein Ertrinkender hat in der Regel panische Angst, schlägt unkontrolliert um sich und versucht, sich an jedem Gegenstand festzuhalten, den er ergreifen kann. So kann auch der Retter unter Wasser gezogen werden. Darum sollte man dem eigentlichen Opfer immer einen anderen Gegenstand zur Rettung reichen. Ist kein Gegenstand greifbar, ist Vorsicht geboten. Der Retter sollte das Opfer immer von Hinten anschwimmen, ansprechen und mit dem sogenannten Achselgriff zum Ufer ziehen. Dabei schiebt er sich unter den Oberkörper, die Arme wandern unter die Achseln des Opfers. Per Beinschlag erfolgt die Schwimmbewegung. Was in der Aufregung wichtig ist, ist, dass der Kopf über Wasser gehalten wird. Das wird leider nicht selten missachtet. Jede entsprechender Man-Power und entsprechendem Material ausgestattet ist, um die Menschen zu retten und an Land zu bringen.“, so Ingrid Bischoffs, Ausbilderin Schwimmen und Rettungsschwimmen Wasserwacht DRK Kreisverband Verden.

An Land wird sofort mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen begonnen. Als erstes sollte die Atmung überprüft werden. Ist keine spürbar, geht man davon aus, dass auch kein Herzschlag vorhanden ist. Dann ist jede Sekunde wichtig und es muss sofort mit der Reanimation begonnen werden. Das ist dann auch die Schnittstelle von Wasserwacht und Rettungsdienst Im optimalen Fall wartet der Rettungsdienst bereits an Land und übernimmt den Patienten zur professionellen Versorgung. Immer öfter kommt es aber vor, dass der Einsatzort für den Rettungsdienst nur schwer zu erreichen ist bzw. der Rettungsleitstelle der Einsatzort zu unpräzise beschrieben wird, weil die Menschen nicht wissen, wo genau sie sind. Im Landkreis Verden sind dabei die nicht bewachten Seen zu nennen und vorweg vor allem die Flussläufe von Weser und Aller. Was also ist zu tun, wenn man zunächst auf sich alleine gestellt ist?

„Glücklicherweise geht der Trend dahin, dass die Menschen häufiger zupacken und im Rahmen der Erste Hilfe effektiv helfen, was auch daran liegt, dass seit Jahren die sogenannte Telefonreanimation von der Rettungsleitstelle beim Notruf angeleitet wird, sofern die Voraussetzungen dafür in der freien Natur gegeben sind: Ein Handy und guter Empfang. Dann finden wir mit dem Rettungsdienst auch Situationen vor, die eine gute Basis für unsere weitere professionelle Versorgung sind. Das ist aber leider nicht immer der Fall, weil genauso oft Unsicherheit herrscht, etwas falsch zu machen. Dabei sind die Basismaßnahmen so einfach.“, so Jan Klemann, Gesamtausbildungsleiter Rettungsdienst DRK Kreisverband.

Erste Hilfe: Tipps vom Profi

1. Gefahren für sich uns andere ausschließen
Bewahren Sie Ruhe und verschaffen Sie sich einen Überblick: Wo genau
bin ich? Was ist geschehen und welche Gefahren drohen? Der
Selbstschutz hat Priorität.

2. Schnell handeln – jede Sekunde zählt – zupacken
Wenn Menschen in Not geraten, ist schnelle Hilfe oft lebenswichtig. Etwa
bei einem Herzstillstand: Nach Angaben der Stiftung Anästhesiologie
sinkt die Überlebenschance ohne Reanimation pro Minute um ca. zehn
Prozent. Bereits nach fünf Minuten ist es unwahrscheinlich, dass der
Betroffene überlebt.

3. Notruf absetzen
Unter der Notrufnummer 112 werden alle wichtigen Dinge standardisiert
abgefragt und sofort alle notwendigen Rettungsmittel alarmiert. Zudem
leitet die Rettungsleitstelle sämtliche Erste-Hilfe-Maßnahmen an.

4. Erste Hilfe leisten – körperlich und auch seelisch
Jeder Mensch sollte das Trösten in sich haben. Genau das ist bei einem
Notfall neben der körperlichen Hilfe extrem wichtig.

5. Erste Hilfe auffrischen – dem Schicksal entgegentreten
Nicht auf andere verlassen. Es gibt viele Formen, seine Erste-Hilfe-
Kenntnisse aufzufrischen. Diese retten Leben. www.drkkv-verden.de